24. Mai 2019

Rede zur Verleihung des Rosa Courage-Preises 2019 an Romy Haag

Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Romy Haag,
liebe Frau Dr. Häs,
sehr geehrter Herr Hengelein,
sehr geehrter Herr Haller,
liebe Gay in May-Aktivistinnen und -Aktivisten,
meine Damen und Herren, liebe Gäste,

ein herzliches Willkommen in der Friedensstadt Osnabrück! Ich freue mich, dass Sie uns mit Ihrem Besuch beehren und ich bin mir sicher, dass Sie mit „Gay in May“ und einem abwechslungsreichen Programm aus den Bereichen Politik, Kultur und Freizeit die Herzen der Osnabrückerinnen und Osnabrücker gewiss auch in diesem Jahr wieder im Sturm erobern werden.

Die beiden Musikerinnen von „Two Hearts in Ten Bands“ tun das jetzt bereits hier und bei uns, vielen Dank an Sie beide!

Wir verleihen heute den Rosa-Courage-Preis bereits zum 28. Mal und damit gehören die Osnabrücker Kulturtage „Gay in May“ zu einer inzwischen sehr anerkannten Osnabrücker Institution.

Für mich persönlich ist die heutige Preisverleihung ebenfalls ein Jubiläum, denn ich darf bereits zum 5. Mal unseren Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bei dieser Preisverleihung vertreten und Sie liebe Gäste im Osnabrücker Friedenssaal begrüßen.

Ich erinnere mich noch gut an
– 2011: Preisträgerin war die Autorin Karen-Susan Fessel
– 2013: Preisträgerin war Ulrike Lunacek
– 2017: Preisträger war der Bundestagsabgeordnete Volker Beck
– 2018: Preisträgerin war die Bundestagsabgeordnete Elfi Scho-Antwerpes

Und heute, 2019, Sie, liebe Romy Haag, eine weltweit bekannte Künstlerin.

Somit gehöre ich als „Grüßonkel“ des Rathauses seit mittlerweile 8 Jahren selbst zu einer festen Einrichtung des Gay in May Festivals und darüber freue ich mich, denn ich fühle mich hier bei Ihnen sehr wohl.

Liebe Gäste, zur Person der charmanten, bezaubernden Preisträgerin des Rosa-Courage-Preises sage ich jetzt einfach mal gar nichts, denn das werden meine Nachrednerinnen und Nachredner gewiss sehr angemessen und detailliert tun. Aber ich freue mich außerordentlich, dass Sie, liebe Romy Haag, das wundervolle Glitzern und Strahlen, mit dem Sie normalerweise die großen Bühnen Deutschlands und der Welt zum Leuchten bringen, auch in dieses geschichtsträchtige Rathaus und in unsere Stadt bringen!

Seit rund 40 Jahren wird in der Friedensstadt Osnabrück mit „Gay in May“ eines der bundesweit ältesten Festivals veranstaltet, das sich mit schwul-lesbischen Themen auseinandersetzt und um mehr Akzeptanz und Toleranz wirbt. All die Gesandten, meine Damen und Herren, die hier auf Sie von den Wänden herabblicken, hätten sich zu Lebzeiten ganz gewiss nicht vorstellen können, dass wir in diesem ehrwürdigen Raum einen „Rosa Courage“-Preis an eine prominente Persönlichkeit vergeben, die sich für schwule und lesbische Belange einsetzt.

Das historische Rathaus von Osnabrück mit seinem Friedenssaal ist aber, seitdem hier der Westfälische Frieden ausgehandelt worden ist, gewissermaßen zum Symbol für Toleranz geworden. Heute umfasst eine tolerante Umgangsweise mit dem Anderen selbstverständlich viel mehr und anderes als früher: War damals dieser Grundgedanke wichtig, um die religiös motivierten militärischen Auseinandersetzungen um die politische Vorherrschaft in Europa zu beenden, so hätte damals sicherlich noch keiner Toleranz zwischen den Geschlechtern oder sogar gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen gefordert.

Heute ist für uns zumindest die Forderung nach Toleranz ziemlich selbstverständlich. Diese gehört zum Wesen einer demokratisch verfassten, offenen Gesellschaft. Ich bin geneigt zu sagen, dass Homosexuelle inzwischen fast so normal in unserem Land leben können, wie alle anderen auch – mit den Problemen, die das Leben in einer modernen Gesellschaft so mit sich bringt.

Aber ist das wirklich so? Wenn ich an die homophoben Übergriffe denke, die täglichen Witzeleien am Stammtisch, im Bierzelt oder beim Schützenverein? Man kann da Zweifel bekommen, zumindest ist es unsere gemeinsame Aufgabe dafür zu sorgen, dass Toleranz zum Allgemeingut wird. Andererseits stimmt es mich als bekennenden Vereinsmeier sehr hoffnungsvoll, wenn ich lese, dass sich mittlerweile auch Karnevalspräsidenten und Schützenkönige offen zu ihrer Homosexualität bekennen und das es normal ist anders zu sein.

Niemand hat das Recht sich über die Liebe zwischen zwei Menschen zu stellen, sich darüber lustig zu machen oder gar Schwule, Lesben oder Transgender tätlich anzugreifen. Wie sagte Elfi Scho-Antwerpes so schön im letzten Jahr: Es gibt keine Liebe 2. Klasse! Und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.

Das Motto von „Gay in May“ lautet deshalb doch auch sehr richtig und treffend  „#bewusstanders“, das ganz automatisch ein „#selbstbewusstanders“ heraufbeschwört, wie es Herr Oberbürgermeister Griesert in seinem schriftlichen Grußwort betont hat. Eine Stadt wie Osnabrück, die stolz ist auf ihre Kinder Erich Maria Remarque oder Felix Nussbaum, die stolz ist auf die herausgestellten Werte wie Frieden, Demokratie, Integrationsfähigkeit und Toleranz, eine solche Stadt kann ebenfalls stolz sein, auch Ihre künstlerischen Aktivitäten Frau Haag in der angemessenen Art und Weise zu würdigen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der „Rosa-Courage-Preis“ wird an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die sich in besonderer Weise für schwule und lesbische Belange einsetzen. Das haben Sie, liebe Romy Haag, mit sehr viel Charme getan und Ihr Publikum, ja, die gesamte Öffentlichkeit begeistert. Und dafür danke ich Ihnen auch im Namen der Friedensstadt Osnabrück.

Ich danke ebenso allen Aktiven, die diese Veranstaltung mit der Preisverleihung und viele weitere Lustbarkeiten mit viel Herzblut und Engagement möglich gemacht haben! Ich wünsche uns allen dabei viel Vergnügen!