Juli 2012
Juli 2012: Zum „Rauschen-Coup“ oder Häuserkauf in der Johannisstraße
Wer knallharte Gewinninteressen verfolgt und dabei Schäden für die gesamte Innenstadtentwicklung billigend in Kauf nimmt, handelt scheinheilig und verliert jeden Anspruch darauf, für die gesamte Kaufmannschaft zu sprechen.
Ich frage mich, wann Herr Rauschen endlich akzeptiert, dass eine Zweidrittelmehrheit des Stadtrates sich eindeutig für das geplante Einkaufscenter am Neumarkt ausgesprochen hat und das vor allem die Kommunalwahl demokratisch darüber entschieden hat? Das Modehaus L+T hat drei Häuser an der Johannisstraße allein deshalb gekauft, um die weitere Entwicklung des Neumarkts entweder ganz zu verhindern oder, falls dies nicht gelingt, zumindest die Planung des Einkaufscenters massiv zu stören. Verlierer ist der gesamte Einzelhandel, denn ein attraktives Einkaufscenter würde – gutachterlich belegt – eine Vielzahl auswärtiger neuer Besucher in die Innenstadt holen. Ob dabei das bislang allein bestehende, nahezu gleich große Einkaufscenter der Familie Rauschen Schaden nimmt, muss L+T durch eine intelligente Marktausrichtung statt durch stumpfe Konkurrenzverhinderung lösen.
Durch das zweifelhafte Immobiliengeschäft ist es in Wahrheit schon jetzt so, dass Familie Rauschen auf Dauer die größten städtischen Einkaufsflächen kontrolliert. Angesichts des gezeigten Verhaltens von L+T war es im Nachhinein ein schwerer Fehler der Stadt und des Rates, den Ausbau des Textilkaufhauses L+T zum Großcenter einschließlich eigenen Parkhauses immer sehr wohlwollend begleitet zu haben. Das Saubermann-Image der Firma ist zu Ende. Die Standpunkte sind ausgetauscht, die Fronten sind klar definiert. Herr Rauschen hätte wie Bergmann und Centermanager mfi die Chance gehabt, auch das Wöhrl-Gebäude und sein Umfeld zu entwickeln, anstatt nur auf die eigene Monopolentwicklung von L+T zu achten. Hier werden wir zukünftig stärker gesamtstädtische Interessen geltend machen und stärker auf Vielfalt setzen.
Nachdem die Rauschens jahrelang den Niedergang der Johannisstraße und des südlichen Neumarktes in Kauf genommen haben, wollen sie nun glaubhaft machen, an der positiven Entwicklung beteiligt sein zu wollen. Unglaubwürdiger geht es kaum. Es ist meine feste Überzeugung, dass ein zu kleines Center, das sowohl von der CDU als auch von L+T als Ziel verfolgt wird, der Stadt kein Wachstum bringt und die vorhandenen Einzelhandelsstrukturen in der Innenstadt deutlich mehr schädigt als ein Magnet, der Einkäufer aus dem Umland anzieht.